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Engagement für Ostpreußen

Kant-Festakt im Französischen Dom

Mit einem großen Festakt in der französischen Friedrichsstadtkirche, dem sog. Französischen Dom, begingen die Verweis auf externe Seite Landsmannschaft Ostpreußen und die Verweis auf externe Seite Preußischen Allgemeine Zeitung den 200. Todestag Immanuel Kants.

Rund 400 Gäste waren der Einladung gefolgt, darunter die Bundestagsabgeordneten Erwin Marschewski und Matthias Sehling von der CDU/CSU-Bundestagsfraktion und der fraktionslose Martin Hohmann, der Präsident des Volksbundes deutsche Kriegsgräberfürsorge Reinhard Führer, der ehemalige Berliner Senator für Wissenschaft und Forschung George Turner, BdV-Vizepräsident und Bundesvorsitzender der OMV, Helmut Sauer, sowie der Komponist und Träger des Ostpreußischen Kulturpreises Prof. Siegfried Matthus, der im September dieses Jahres ein Gastspiel im Königsberger Dom geben wird.

In ihrem Grußwort, das sie den Ostpreußen übermittelte, erinnerte die Bayerische Sozialministerin Christa Stewens (CSU) an die dritte Frage des Kantschen Kanons zur reinen Vernunft „Was dürfen wir hoffen?“ und forderte eine Rückbenennung Kaliningrads in Königsberg.

Der Sprecher der Ostpreußen, BdV-Vizepräsident Wilhelm v. Gottberg, erinnerte in seiner Einführungsrede an das Kant-Wort: „Es kann sein, daß nicht alles wahr ist, was ein Mensch dafür hält, denn er kann sich irren, aber in allem was er sagt, muß er wahrhaftig sein, er soll nicht täuschen.“ und ermahnte die politischen Verantwortungsträger, dies in ihrem Wirken zu beherzigen.

Die Forderung nach wahrhaft demokratischer Gesetzgebung brachte auch Prof. Dr. Eberhard Günter Schulz von der Gerhard-Mercator-Universität Duisburg zum Ausdruck, als er aus einem Aufsatz Immanuel Kants vom 30.09.1784 zur Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung, zitierte: „Der Probierstein alles dessen, was über ein Volk als Gesetz beschlossen werden kann, liegt in der Frage: ob ein Volk sich selbst wohl ein solches Gesetz auferlegen könnte.“

Schulz, der auch als Präsident der Stiftung Ostdeutscher Kulturrat vorsteht, beschrieb in eindrucksvoller Weise das geistige Umfeld, in dem Kant aufwuchs und sich entwickelte. Wenig bekannt sei, so Schulz, daß Kant bis zur Veröffentlichung seiner „Kritik der reinen Vernunft“ im Jahre 1781 eher als Naturwissenschaftler bekannt gewesen sei. Frühe Kritiker, wie der Göttinger Philosoph Johann Georg Heinrich Feder, der kurz vor Erscheinen der Kritik der reinen Vernunft über Kant einmal urteilte: „Was wird denn von einem Dilettanten in der Philosophie schon zu erwarten sein?“, seien mit der Entfaltung des Philosophen Kant verstummt. Herder habe über den jungen Kant einmal bewundernd geurteilt: „Scherz, Witz und Laune standen ihm zu Gebot. Er munterte auf und zwang angenehm zum selbständigen Denken.“

Deutliche Worte fand Prof. Dr. Harald Seubert, Philosophieprofessor an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, in seinem Vortrag zu der Bedeutung der Kantschen Philosophie zur reinen Vernunft und zum Sittengesetz für die Gegenwart. „Mancher Politiker, der behauptet, mit Kant unterm Arm auf Dienstreisen zu sein, täte gut daran, ihn auch zu lesen!“ Diese harsche Kritik Seuberts, richtete sich gegen Bundesaußenminister Joschka Fischer, der just aus Anlaß der feierlichen Eröffnung des deutschen Generalkonsulates in Königsberg auch das Kantgrab am Königsberger Dom besucht hatte.

Der 1967 in Nürnberg gebürtige Seubert entwickelte an dem Fragenkanon der reinen Vernunft (Was kann ich wissen?; Was soll ich tun?; Was darf ich hoffen?) und an der Schrift „Zum ewigen Frieden“ eine Kantsche Gegenwartskritik. Seubert warnte eindringlich vor weltstaatlichen, planetarisch globalisierten, Lesarten der Schrift zum ewigen Frieden. Kant bestehe darauf, das Völkerrecht solle „auf einen Föderalism freyer Staaten gegründet seyn“. Die positive Idee der Weltrepublik sei, anders als dies oft angenommen werde, dem Völkerrecht zuwider. Seubert warnte angesichts der an Kants Lebensort noch heute klaffenden Wunden der Vergangenheit die europäische Politik vor einer globalen Hybris, den Zügen europäischer Selbstvergessenheit und Geschichtslosigkeit sowie einem Verlust eines Maßes der Sittlichkeit.

Orgelmusik zeitgenössischer Komponisten und ein abschließender Empfang gaben dem Festakt für den großen Ostpreußen Kant einen würdigen Rahmen.

Bernhard Knapstein

Artikel veröffentlicht am 18.03.2004, geändert am 18.04.2007

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