Längst
vergessen
Vor 95 Jahren starb der Schriftsteller
Wilhelm Jordan
Zur gleichen "revolutionären Generation"
wie Albert Dulk (siehe Beitrag auf dieser Seite) gehörte auch der
am 8. Februar 1819 in Insterburg geborene Wilhelm Jordan. Der Sohn des
Rektors und späteren Pfarrers in Gumbinnen und Ragnit Karl August
Jordan besuchte die Gymnasien in Gumbinnen und Tilsit. 1839 ging er
nach Königsberg, um dort Theologie, Philosophie und Naturwissenschaften
zu studieren. Den Wunsch des Vaters, ebenfalls als Prediger zu wirken,
erfüllte Wilhelm Jordan allerdings nicht er wählte
den Beruf des Schriftstellers und lebte fortan in Berlin, Leipzig und
Bremen. 1848 wurde der Insterburger in die Deutsche Nationalversammlung
gewählt. Politisch neigte er dem Liberalismus altpreußischer
Prägung zu, als Mitglied der Nationalversammlung schloß er
sich jedoch später der Partei Heinrichs von Gagern und dem Zentrum
an. Auch nach der Auflösung des Parlaments blieb Wilhelm Jordan
in Frankfurt, wo er vor 95 Jahren, am 25. Juni 1904, starb.
Sein literarisches Werk ordnet der Literaturwissenschaftler
Helmut Motekat dem aus dem Historismus des 19. Jahrhunderts erwachsenen
"Gelehrtendichtung" zu. Nach einem Gedichtband "Irdische
Phantasien (1842) und dem Mysterium "Demiurgos" (1852), einer
von "philosophischem und naturwissenschaftlichem Gedankengut überfrachteten
Dichtung" (Motekat), erschien 1868/1874 Jordans Hauptwerk
das Epos in Stabreimversen "Nibelunge". "Als Vorlage",
so Motekat, "wählte Jordan nicht das ,Nibelungenlied,
sondern die altnordischen Sagas aus dem Umkreis des Nibelungenstoffes
und das Hildebrandslied, um sie mit eigenen und zeitbedingten Vorstellungen
zu verbinden." Auf zahlreichen Vortragsreisen trug Jordan zur Verbreitung
seiner "Nibelungen" bei; und doch wurde es nicht zum Nationalepos
der Deutschen "vor allem wegen der zeitgemäß
psychologischen Begründung, die Jordan dem Geschehen zu geben versuchte"
(Motekat). Auch andere Dramen Jordans ("Die Witwe des Agis",
1857; "Artur Arden", 1872), die Lustspiele "Durchs Ohr",
1870; "Sein Zwillingsbruder", 1883; "Tausch enttäuscht",
1884; "Die Liebesleugner" und "Liebe, was du lieben darfst",
1892; sowie seine Gedichtbände "Schaum", 1846; "Strophen
und Stäbe", 1871; "Andachten", 1877, "Deutsche
Hiebe", 1891; "Letzte Lieder", 1892; und Romane "Die
Sebald", 1885; und "Zwei Wiegen", 1887; sind heute längst
vergessen.
man
|